Unten beim Braunkohlebagger

Es sind Monster wie aus einer früheren Zeit. Oder aus einem Endzeitfilm, in dem gigantische Maschinen aus Metallteilen zusammengeschraubt sich auf verlorenen Kontinenten ins Gestein fressen. Aus Kevin Kostners Waterworld kennen wir so etwas. Aber: wir sind im Hier und Jetzt und nur ein kleines Stück westlich von Köln im Rheinischen Braunkohlerevier. Und wir sind unter dem Meeresspiegel, aber nicht unter Wasser.

Um mir diese Welt anzuschauen, bin ich mit den Geologen von RWE Power auf der Abbausohle im Tagebau Inden gewesen (wobei: ich finde den Namen Rheinbraun viel schöner und schon als Kind habe ich auf der Wiese vor der einstigen Rheinbraun-Hauptverwaltung im Kölner Grüngürtel Schafe gestreichelt). Die Eindrücke sind gewaltig, faszinierend, in gewisser Weise auch schon einmal erschreckend … so groß und tief ist dieses Loch, viel gewaltiger, als es vom Tagebaurand oben ausschaut.

Das ganze begann einst auf einer grünen Wiese, als Rheinbraun einen gewaltigen Schaufelradbagger zusammen schrauben ließ, der sich im Laufe der Jahre in die Tiefe fraß, bis er denn die Braunkohleflöze freilegte. Nahezu 100 Meter hoch ist solch ein Monstrum, über 20 Meter Durchmesser hat das Schaufelrad, so hoch wie ein siebenstöckiges Wohnhaus.

Diese Fotos aus dem November 2022 stammen vom Tagebau Garzweiler, nahe der kleinen Ortschaft Lützerath. Hier frißt sich der Schaufelradbagger in den Acker – so fing es einst auch in Inden an. Auf dem Foto ist es übrigens der Bagger, der im Frühjahr 2023 die Ortschaft Lützerath wegbaggern wird, wenn die letzten dort noch existierenden Gebäude dem Braunkohleabbau weichen müssen.

Aber zurück in den Tagebau Inden, der sich durch zwei Besonderheiten von den Tagebauen Hambach und Garzweiler unterscheidet. Einerseits ist er nicht so tief, weil die Kohleflöze näher an der Erdoberfläche liegen. In Richtung Hambach fallen sie mit 3° ein und liegen dort dann viel tiefer – der Tagebau Hambach ist 400 Meter tief. Der Tagebau Inden hat auch keine Eisenbahnverbindung zum Kraftwerk. Das Kraftwerk liegt so nahe am Tagebau, dass die abgebaute Braunkohle über ein Förderband direkt ins Kraftwerk Weisweiler geliefert werden kann, während von Garzweiler und Hambach lange Güterzüge die geförderte Braunkohle in die Kraftwerke bringen.

„Großgeräte“ werden die riesigen Absetzer und Schaufelradbagger nahezu liebevoll von den Rheinbraun-Mitarbeitern genannt
Tagebau Inden – am oberen Tagebaurand die Spitze des Kirchturms von Shophoven
Tagebau Inden: kilometerlange Förderbänder transportieren die geförderte Braunkohle ins Kraftwerk und das Bergematerial wieder auf die Halde im bereits abgebauten Teil des Tagebaus
Tagebau Inden – eine Störung in den Erdschichten

Ein gewaltiges Loch in der Wand am Tagebau – bei der katastrophalen Flut 2021 brach die Inde hier durch und floss in den Tagebau. Die Kreuzung, an der alle Förderbänder zusammenlaufen, war vollkommen verschlammt, der Abbau musste eingestellt werden. In nur einer Woche konnten die RWE-Teams die Anlage entschlammen und die Produktion konnte wieder aufgenommen werden.
Gewaltig – der Schaufelradbagger
Tagebau Inden
In dem Körbchen rechts vom Schaufelrad sitzt der Baggerführer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert